Kevin Benavides holt sich die letzte Etappe und den Gesamtsieg!
Es war klar, dass bei den kurzen Abständen zwischen den besten Fahrern die Rallye Dakar 2023 erst auf der letzten Etappe entschieden wird – also war auch die 14. und letzte Etappe an Spannung kaum zu überbieten!
Es war eine der härtesten Dakar-Rallyes aller Zeiten – nicht nur wegen der schwierigen Streckenverhältnisse, die bei der heurigen Dakar auch so manche Unwetter beinhalteten und auch nicht nur wegen der herausfordernden Navigation. Sondern auch, weil so viele Fahrer bis zuletzt die Chance auf den Gesamtsieg aufrecht hielten – das gleicht einem regelrechten Psychoterror, der natürlich zusätzlich an der Substanz nagt. Und bei einigen Fahrern wohl auch zu Fehlern führte, die sich mehr oder weniger schlimm auswirkten. Und wenn man nun meint, dass ein Ausfall bei der Dakar 2023 das Schlimmste wäre, lässt man sträflich außer Acht, dass diese Rallye auch sehr viele Verletzungen nach sich zog – wo so schnell etwa über Dünen gefetzt wird, kann ein Einschlag auf der anderen Seite sehr leicht zu ärgeren Verletzungen führen.
Matthias Walkner ist nach der vorletzten Etappe nach einem Sturz aus dem Rennen
So geschah es etwa dem Österreicher Matthias Walkner, der mit seiner KTM bereits auf der zweiten Etappe stürzte und sich eine Knochenabsplitterung beim Handgelenk zuzog. Diese kleine Blessur war noch kein Grund zur Aufgabe, aber ein harter Einschlag auf der 13. Etappe zog starke Rückenschmerzen nach sich, weshalb der Salzburger mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen wurde. Glücklicherweise konnte schnell Entwarnung gegeben werden – kein Rückenwirbel ist gebrochen, Folgeschäden sind nicht zu erwarten.
Die Letzten werden die Ersten sein auf der letzten Etappe der Rallye Dakar 2023
Um am Ende nochmals Spannung aufzubauen, wird bei der Rallye Dakar das Startprozedere auf der letzten Etappe umgekehrt – die hinten liegenden Fahrer starten also zuerst, während die Fahrer, die noch um den Gesamtsieg kämpfen, zuletzt ins Rennen gehen. Interessant für uns Beobachter, dafür umso unangenehmer für die ganz vorne liegenden Fahrer ist der Umstand, dass sich auf alle Fälle die ersten acht Piloten, die lediglich etwas mehr als 28 Minuten auseinander liegen, Hoffnung auf einen Podestplatz machen dürfen – und somit volles Tempo gehen müssen, ohne taktieren zu können. Getoppt wird das schließlich noch von den ersten drei Fahrern Toby Price aus Australien (KTM), Kevin Benavides aus Argentinien (KTM) und Skyler Howes aus den USA (Husqvarna) – sie haben lediglich 1,5 Minuten Abstand voneinander, Price und Benavides gar nur 12 Sekunden.
Toby Price und Kevin Benavides liegen nach 33 Kilometern exakt gleichauf!
Dementsprechend engagiert gehen die Fahrer auch ins Rennen, während die ersten Starter lediglich das Ziel erreichen wollen und stolz darauf sind, unter den verbliebenen 91 Motorrad-Piloten der Rallye Dakar 2023 zu sein, legen die letzten 10 Fahrer richtig los. Da passt es natürlich bestens ins Bild, dass eine schlammige Durchfahrt nochmals mehr Spannung ins Klassement bringt. Allerdings kann diese Schwierigkeit die Top-Piloten nicht aus der Ruhe bringen und es spitzt sich wie erwartet ein heißer Kampf in der Zeitentabelle zwischen Toby Price und Kevin Benavides zu. Nach dem ersten Kontrollpunkt bei Kilometer 33 liegt Benavides noch 12 Sekunden vor Price – 12 scheint für einen der beiden die Glückszahl der Rallye Dakar 2023 sein. Zu diesem Zeitpunkt liegen die beiden ersten der Dakar jedenfalls exakt gleichauf, spannender geht´s ja wohl nicht! Dass beide Piloten für das Red Bull KTM Factory Racing-Team starten spielt im Übrigen keine Rolle, der österreichische Hersteller mischt sich üblicherweise nicht in die Entscheidungen, die auf der Strecke fallen, ein. Stallorder gibt es keine – möge der Bessere gewinnen! Skyler Howes büßt indes bereits 1:40 Minuten auf Benavides und Price ein.
Kevin Benavides setzt sich beim zweiten Kontrollpunkt an die Spitze vor Price
Hätten die beiden im Übrigen auch im Ziel die gleiche Zeit, würde Kevin Benavides den Gesamtsieg erringen, weil er die letzte Etappe davor auch gewonnen hat. Noch ist aber alles offen, auch wenn Kevin Benavides beim zweiten Kontrollpunkt nochmals Zeit auf Price gut gemacht hat, der Argentinier liegt nun 1:37 Minuten vor Price in der Gesamtwertung.
Price holt nochmals alles aus seiner KTM heraus!
Kevin Benavides hält beim dritten Kontrollpunkt bei Kilometer 102 zwar immer noch die Bestzeit, aber Price hat seit dem letzten Kontrollpunkt satte 20 Sekunden gut gemacht und liegt 34 Kilometer vor Ende der gesamten Rally Dakar 2023 nur noch 1:17 Minuten hinter Benavides.
Kevin Benavides siegt mit seiner KTM bei der Rallye Dakar 2023!
Die Aufholjagd geht zwar noch weiter und bringt Toby Price im Ziel auf 43 Sekunden an Kevin Benavides heran, der Argentinier siegt aber bei der Dakar 2023 vor dem Australier und über fünf Minuten vor Skyler Howes. Auf den Plätzen vier und fünf folgen bereits die beiden Honda-Piloten Pablo Quintanilla und Adrien van Beveren vor Kevins Bruder Luciano Benavides auf Husqvarna. Die Top 10 komplettieren der Australier Daniel Sanders auf Gasgas, der Chilene Jose Cornejo auf Honda, der Spanier Lorenzo Santolini auf Sherco und der Argentinier Franco Caimi auf Hero. Abgesehen von den ersten drei, deren Arbeitsgeräte allesamt aus dem KTM-Konzern stammen, finden sich unter den Top 10 dann weitere fünf Hersteller – was eine Rallye natürlich zusätzlich zu den engen Zeiten noch spannender macht. Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf eine aufregende Rallye Dakar 2024!